Vertrauen und Kontrolle in der Medienerziehung

Heute geht es ausnahmsweise mal nicht, um die Veröffentlichung neuer Projektergebnisse. Wir wollen dem Aufruf der Initiative „Schau hin!“ zur Blogparade zum Thema „Vertrauen und Kontrolle in der Medienerziehung“ folgen und von unseren Erfahrung aus der Digitalwerkstatt berichten. Hierzu könnt ihr auch gerne dem Hashtag #medienmomente folgen.

Medienerziehung – Was heißt das eigentlich für uns als Berufsschullehrer und Projektleiter der Digitalwerkstatt?

Wir wollen unseren Schülerinnen und Schülern einen reflektierten Umgang mit Informationen aus dem Netz beibringen, ihre Aufmerksamkeit auf den Umfang und die Art der eigenen, privaten Mediennutzung lenken, ihnen beibringen, wie man mit Urheberrecht und Datenschutzrichtlinien rechtssicher umgeht und digitale Tools konstruktive für die Erstellung eigener digitalen Medien verwendet. Jugendliche sind hervorragende Medienkonsumente, wir wollen, dass sie sich hin zum mündigen Medien-Prosumenten entwickeln. Der erste Teil des Begriffs „Pro“ steht für Produktion von Medieninhalten, wie Videos, Podcasts oder Blogbeiträge. Der zweite Teil „sument“ verdeutlicht, dass wir alle in unserem privaten und beruflichen Alltag Informationen über digitale Medien konsumieren und Angebote von IT-Dienstleistern nutzen.

Medienerziehung in der Digitalwerkstatt – Wie sieht das anhand eines konkreten Beispiels aus?

Themen aus unserem digitalen Alltag oder aus der Berufswelt werden in unserer Projektgruppe Digitalwerkstatt näher unter die Lupe genommen. Unsere Schüler engagieren sich hierbei freiwillig oder im Differenzierungskurs in unserer Projektgruppe Digitalwerkstatt. Im vergangenen Schuljahr hatten wir u. a. dem Themenschwerpunkt Mediennutzung. Hierzu haben unsere Teilnehmer Fragen für eine Onlinebefragung erstellt, in der wir das Mediennutzungsverhalten der Schüler unserer Schule untersuchen wollten. Unsere Projektgruppe hat die Befragung mit Hilfe unserer Lernplattform schul.cloud pro durchgeführt. Die Ergebnisse haben sie in einem Tabellenkalkulationsprogramm ausgewertet und anschließend als Video veröffentlicht. Die Schüler haben sich hierbei mit wesentlichen inhaltlichen Fragen auseinandergesetzt:
• Welche Medien nutzen wir?
• Wie oft und wie lange?
• Welche Probleme gehen mit einer intensiven Mediennutzung einher?
• Wo liegt die Grenze zu Mediensucht?
Bei der Auswertung der Fragen haben sie die Anwendung eines Tabellenkalkulationsprogramms zur Datenauswertung und Diagrammerstellung erlernt. Bei der Produktion des Videos haben Sie das Drehbuch geschrieben, die O-Töne geplant und aufgenommen und Bild- und Tonmaterial zusammengeschnitten. Eine zweite Arbeitsgruppe hat eine Podcast Reihe zum Thema Mediennutzung veröffentlicht, in dem mehrere Schüler zu ihrem Mediennutzungsverhalten interviewt wurden. Anschließend haben Sie hilfreiche Apps für den privaten und schulischen Alltag vorgestellt. Die Ergebnisse der Themenreihe Mediennutzung könnt ihr euch in der Rubriken Medien und Podcast anschauen.

Kontrolle oder Vertrauen bei der Mediennutzung?

Bleibt noch die Frage offen, ob bei uns in der Digitalwerkstatt eine Kontrolle der Mediennutzung stattfindet. Wenn überhaupt, findet dies indirekt statt. Über eine pädagogische Software haben wir Einblick auf die Monitore der Schülergeräte. So haben wir einen groben Überblick darüber, wie und woran unsere Schüler arbeiten. Des Weiteren unterzeichnen alle Schülerinnen und Schüler zu Beginn ihres Schulbesuchs eine DV-Nutzungsordnung, in der das Nutzungsverhalten in den PC-Räumen und im Umgang mit digitalen Geräten geregelt ist.

Als Kontrollmechanismus setzen wir größtenteils auf ein eigenverantwortliches Arbeiten in den einzelnen Projektteams. Die Arbeitsgruppen verteilen die einzelnen Projektaufgaben untereinander und fordern die Ergebnisse zum vereinbarten Termin ein. Werden Handys, Notebooks und Internet während der Projektarbeitszeit überwiegend zu privaten Zwecken genutzt, so fällt dies spätestens bei der Vorstellung der Teilergebnisse zu Beginn der nächsten Unterrichtsstunde auf. Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler zu mündigen Mediennutzern erziehen also schenken wir Ihnen auch vorerst das Vertrauen, dass sie dazu in der Lage sind. Bisher hat dies gut funktioniert.

Ein großer Teil der Medienerziehung findet natürlich im Elternhaus statt. Da Jugendliche aber einen Großteil des Tages in der Schule verbringen, sehen wir als Berufsschullehrer uns ebenfalls in der Verantwortung. Mit unserer Projektgruppe Digitalwerkstatt wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass junge Erwachsene lernen die digitale Welt zu verstehen, zu hinterfragen und digitale Medien produktiv zu nutzen. Indem sich unsere Teilnehmer mit Themen der digitalen Welt aktiv auseinandersetzen, sind sie nicht mehr passiver Konsument von Videos, Musik oder Social Media Beiträgen. Sie erstellen eigene digitale Inhalte und setzen sich dabei aktiv mit den verwendeten Programmen auseinander und mit den thematischen Inhalten.